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Hersteller von Superyachten setzen auf neue Kunden aus den USA

Berlin (ots) –

Werften leiden unter Sanktionen // Nobiskrug-Chef Maracke: „Das Russland-Thema ist für die ganze Branche schwierig“ // Hoffnung auf „superstarken“ US-Markt

Die deutschen Hersteller von Superyachten hoffen darauf, das wegbrechende Geschäfte mit russischen Oligarchen durch neue Kunden aus Nordamerika ausgleichen zu können. „Das Russland-Thema ist für die ganze Branche schwierig“, sagte Philipp Maracke, Chef der Rendsburger Werft Nobiskrug, dem Wirtschaftsmagazin CAPITAL (Heft 8/2022, EVT 14. Juli). Dafür sei der US-Markt zuletzt „superstark“ geworden. Wenn er in den USA unterwegs sei, werde er darauf angesprochen, ob wegen der Sanktionen gegen russische Kunden Bauplätze für Yachten frei würden oder ob begonnene Projekte für russische Auftraggeber wieder auf den Markt kämen, fügte Maracke hinzu.

Unter den neuen Interessenten für Superyachten sind nach Angaben des Nobiskrug-Chefs etwa Tech-Milliardäre aus dem Silicon Valley oder andere Unternehmer, die teils jünger seien als die bislang typischen Eigentümer von Luxusyachten. In der vergangenen Woche hatte die Nobiskrug-Werft, die zur Tennor-Gruppe des Investors Lars Windhorst gehört, den ersten Neuauftrag nach der zeitweisen Insolvenz im vergangenen Jahr bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um eine 80-Meter-Yacht, der Auftraggeber ist unbekannt.

In den vergangenen Jahren waren die Riesenyachten von deutschen Herstellern bei Superreichen aus Russland besonders begehrt – vor allem von der Bremer Werft Lürssen, aber auch von Nobiskrug. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine befinden sich mehrere Kunden der Werften jedoch auf Sanktionslisten westlicher Staaten. EU-weit wurden bislang rund ein halbes Dutzend Yachten von Lürssen und eine von Nobiskrug festgesetzt.

Darüber hinaus sind auch Neubauprojekte durch die Sanktionen bedroht. Dabei geht es etwa um Aufträge, bei denen die Maklerfirma Imperial Yachts eine Rolle spielt. Imperial Yachts gilt in der Branche als bevorzugter Dienstleister russischer Kunden, darunter auch für Oligarchen aus dem engeren Umfeld von Präsident Wladimir Putin. Vor einigen Wochen hat die US-Regierung das Unternehmen auf ihre Sanktionsliste aufgenommen. Nach Informationen von CAPITAL gibt es sowohl bei Lürssen als auch bei Nobiskrug mindestens ein laufendes Projekt, an dem Imperial Yachts beteiligt ist. Bei Lürssen soll ein Neubauprojekt deshalb aktuell auf Eis liegen. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich dazu auf Anfrage von CAPITAL nicht konkret äußern, betonte aber, Lürssen befolge „sämtliche Sanktionsregularien“.

Wartungsarbeiten an der eingefrorenen Superyacht „Dilbar“

Im Fall der eingefrorenen Riesenyacht „Dilbar“, die seit Monaten bei der Lürssen-Tochter Blohm+Voss im Dock im Hamburger Hafen liegt, wurden unterdessen Ende Juni Arbeiten durchgeführt. Nach Recherchen von CAPITAL betrafen diese unter anderem die sogenannten Dome – große Kuppeln an Deck, in denen Technik für Kommunikations-, Navigations- und Unterhaltungssysteme verbaut ist. Ein Lürssen-Sprecher bestätigte die Arbeiten auf der „Dilbar“ auf Anfrage: Sie seien vorab den zuständigen Behörden gemeldet und freigegeben worden und dienten „der Sicherheit von Schiff, Werft und Umwelt“, teilte er mit.

Die „Dilbar“ ist mit 156 Metern Länge eine der größten und teuersten Yachten der Welt. Sie wird dem russischen Oligarchen Alischer Usmanow zugerechnet. Als wirtschaftlich Berechtigte hat das Bundeskriminalamt (BKA) eine Schwester Usmanows identifiziert. Schon nach den Sanktionen, die die EU und die USA nach der russischen Annexion der Krim 2014 verhängt hatten, habe man festgestellt, dass Oligarchen in der Folgezeit Vermögenswerte teilweise an Verwandte und Vertraute übertragen haben, heißt es beim BKA.

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Thomas Steinmann
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