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„Nachtcafé: Sehnsucht nach Gerechtigkeit“

Baden-Baden (ots) – Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist tief im Menschen verankert
– doch immer wieder wird man im Alltag mit Situationen konfrontiert, die das
Gerechtigkeitsempfinden stören. Wenn ein Raser, der den Tod eines jungen
Menschen auf dem Gewissen hat, mit einer Bewährungsstrafe davonkommt,
hinterlässt dies nicht nur bei den Hinterbliebenen fassungsloses Kopfschütteln.
Wer Ungerechtigkeit erfahren hat, wünscht sich Wiedergutmachung und einen
Ausgleich – ob ein Rentner, der finanziell betrogen wurde oder jemand, der durch
Fremdeinwirkung ein Familienmitglied verloren hat. Manchmal liegen jedoch Welten
zwischen gefühlter Gerechtigkeit und gefällten Gerichtsurteilen. Darüber spricht
Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im „Nachtcafé: Sehnsucht nach
Gerechtigkeit“ am Freitag, 6. März, 22 Uhr, im SWR Fernsehen.

Die Gäste im „Nachtcafé“:

Klaus Radner verlor beim Germanwings-Absturz Tochter, Schwiegersohn und
Enkelkind Vor knapp fünf Jahren stürzte über den französischen Alpen eine
Germanwings-Maschine mit 150 Insassen ab. An Bord waren auch Klaus Radners
Tochter, sein Schwiegersohn und sein Enkelkind. Diese Katastrophe, die
absichtlich von dem psychisch kranken Co-Piloten verursacht wurde, hätte
verhindert werden können – davon ist Radner überzeugt. Er kämpft seit Jahren
darum, dass die aus seiner Sicht Mitschuldigen zur Rechenschaft gezogen werden.
Er stellte Strafanzeige gegen die Eltern des Piloten und dessen Ärzte: „Ich kann
und will damit nicht abschließen.“

Fritz Schramma verlor seinen Sohn aufgrund eines illegalen Autorennens Von
Gerechtigkeit keine Spur – dies hat Fritz Schramma empfunden, als sein Sohn als
unbeteiligter Fußgänger auf der Straße starb. Der junge Jurist wurde in der
Innenstadt Opfer eines illegalen Autorennens. Geblieben ist dem Vater die
lebenslange Trauer um seinen Sohn – die beiden Fahrer kamen jedoch mit einer
milden Strafe davon: „Zwei Jahre Bewährung ist keine echte Bestrafung. Dieses
Gefühl von Ungerechtigkeit hinterlässt Narben“, so der ehemalige
Oberbürgermeister von Köln.

Mabelle Solano wurde als 13-Jährige von einem Mitschüler vergewaltigt Was
Mabelle Solano mit 13 Jahren erleben musste, ist ein Albtraum. Auf dem Heimweg
vom Freibad wurde sie von einem Mitschüler in eine Garage gezerrt und
vergewaltigt. Sie erstattete Anzeige, doch der Prozess verursachte bei ihr ein
zweites Trauma: „Ich musste vor laufender Kamera aussagen, unterschiedlichen
Personen immer wieder das Gleiche erzählen. Irgendwann bin ich im Verhör
zusammengebrochen.“ Der 14-jährige Täter kam mit zwölf Sozialstunden davon –
Mabelle Solanos weiteres Leben geriet jedoch komplett aus den Fugen.

Maximilian Pollux war Intensivtäter und saß zehn Jahre im Gefängnis Obwohl
Maximilian Pollux aus einem fürsorglichen Elternhaus stammt, geriet er bereits
mit zwölf Jahren auf die schiefe Bahn. Es war der frühe Anfang einer kriminellen
Karriere, in der er wenig ausließ: Von räuberischer Erpressung, Gewalttaten bis
hin zu Drogen- und Waffenhandel. Rache und Vergeltung standen auf der
Tagesordnung: „Ich hatte kein Unrechtsempfinden.“ Im Alter von 21 Jahren
klickten die Handschellen und Pollux saß zehn Jahre im Gefängnis. Heute ist er
in der Kriminalprävention an Schulen und Jugendhäusern aktiv.

Sabrina Kreiselmaier bekommt von ihrem Ex-Mann seit Jahren keinen
Kindesunterhalt Sabrina Kreiselmaier führte mit ihrem Mann und den beiden
Kindern ein unbeschwertes Leben. Bis bei ihrer Tochter eine Multiorganerkrankung
festgestellt wurde und ihr Mann von heute auf morgen die Familie verließ. Er
setzte sich ins Ausland ab und verweigert seither den Unterhalt für die Kinder.
Mittlerweile wird er per internationalem Haftbefehl gesucht. „Demnächst läuft
seine Aufenthaltsgenehmigung ab. Meine Hoffnung ist, dass dann die Behörden
zugreifen“, so die alleinerziehende Zahnarzthelferin, die seit sieben Jahren ums
Überleben kämpft.

Dr. Gabriele Michel ist Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation „Amica“ Seit
mehr als 20 Jahren setzt sich Dr. Gabriele Michel für eine gerechtere Welt für
Mädchen und Frauen in Konflikt- und Krisenregionen ein. In Bosnien eröffnete ihr
Verein das erste Schutzzentrum für vergewaltigte und vertriebene Frauen.
Inzwischen ist „Amica e.V.“ auch im Libanon, in Libyen und in der Ukraine tätig.
Als Frauenaktivistin kämpft sie für ein härteres Vorgehen gegen sexuelle Gewalt
als Kriegswaffe und für die Strafverfolgung der Täter. „Viele Frauen sind bis
heute traumatisiert und stigmatisiert“, so die Vorsitzende der Freiburger
Frauenrechtsorganisation.

Prof. Dr. Rudolf Egg ist als Rechtspsychologe und Kriminologe tätig Wie groß der
Wunsch nach Gerechtigkeit im Menschen verankert ist, weiß Prof. Dr. Rudolf Egg.
Der Kriminologe, Rechtspsychologe und Gerichtsgutachter kennt die
Straftäter-Seite, beschäftigt sich aber ebenso mit den Folgen für die Opfer und
deren Gerechtigkeitsempfinden – denn er ist auch in der Traumatherapie des
Weißen Rings tätig: „Die gefühlte Gerechtigkeit von geschädigten Personen und
das gesprochene Recht liegen oft weit auseinander.“

„Nachtcafé“ – anspruchsvoller Talk auf Augenhöhe Das „Nachtcafé“ ist seit
Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Talkshows im deutschen Fernsehen. Jeden
Freitagabend begrüßt Moderator Michael Steinbrecher Menschen mit besonderen
Lebensgeschichten, darunter auch Prominente und Experten, um sich gemeinsam mit
ihnen mit einem Thema auseinanderzusetzen.

„Nachtcafé: Sehnsucht nach Gerechtigkeit“ am Freitag, 6. März 2020, 22 Uhr im
SWR Fernsehen

Weitere Informationen unter: http://swr.li/swrfernsehen-nachtcaf é-gerechtigkeit

Fotos über www.ARD-Foto.de (http://www.ARD-Foto.de)

Pressekontakt: Grit Krüger, Tel. 07221 929 22285, grit.krueger@SWR.de

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