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„Wenn solche Attacken passieren, erstarre ich“ / „Friedman schaut hin – Alltagsrassismus in Deutschland“ am Donnerstag, dem 9. Juli um 17.15 Uhr auf WELT

Berlin (ots) – Gespräche u.a. mit Asmaa Soliman, dem Rapper Musa und dem Comedian Abdelkarim

Sie sind in Deutschland geboren, sie sind Deutsche, und doch gibt es da immer dieses „Obwohl“: Fragen, woher sie denn kommen, Komplimente, dass sie so gut Deutsch sprechen, Blicke und Gesten, die Unverständnis oder Ablehnung zeigen, Witze, die ausgrenzen. Mikroaggressionen, die ihre Adressaten viel Kraft kosten und gleichzeitig auf ein strukturelles Problem in unserer Gesellschaft hinweisen. Michel Friedman spricht in seiner neuen Reportage mit acht Menschen in Berlin über ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus.

Den Hip-Hop-Künstler Musa trifft der Journalist am U-Bahnhof Mohrenstraße in Berlin-Mitte. Im Zuge der #BlackLivesMatter-Proteste will das Verkehrsunternehmen BVG den Bahnhof umbenennen. Die Mohrenstraße gibt es aber weiterhin. Für Musa nur eines von vielen Zeichen in der Hauptstadt, dass unsere Gesellschaft ein Rassismusproblem hat: „Jeder, der sagt, in Deutschland sei es nicht so wie in den USA: Guckt euch mal diese Stadt an.“ In einem seiner Songs rappt er: „Twitterfinger werden Triggerfinger“.

Dr. Asmaa Soliman ist Programmleiterin der Jungen Islam Konferenz. Als Kopftuchträgerin erlebt auch sie immer wieder Diskriminierung: „Kopftuch kann nicht Doktortitel haben, kann vielleicht ’ne Putzfrau sein,“ schildert sie ein aktuelles Erlebnis. Dass viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland Angst haben, kann sie verstehen: „Jeder von uns fühlt Angst in irgendeiner Situation, und es ist auch ein wichtiges Gefühl, über das wir reden müssen.“ Die Studentin Thi Minh Huyen Nguyen erzählt: „Ich versuche, mit einem guten Gefühl hinaus in die Welt zu gehen. Wenn solche Attacken passieren, erstarre ich.“ Sie gründete in der Corona-Krise das antirassistische Netzwerk „Ich bin kein Virus“. Busfahrer Otto Karl Schneider liebt seine Heimat, versteht aber manchmal seine Landsleute nicht: „Ich kann zum Beispiel nicht ganz normal am Wochenende an der Ostsee baden gehen mit meiner Familie. Da werde ich angeguckt, als ob ich ein Tier bin oder ein Exot.“

Der jüdische Student und Kippaträger Samuel Kantorovych sieht es so: „Als ich mit Antisemitismus in Kontakt kam, habe ich verstanden, dass das einfach eine Krankheit der Gesellschaft ist.“ Wie also lässt sich Rassismus heilen? Der Sozialaktivist Ali Can (#MeTwo) glaubt, dass es zwar gut und wichtig sei, auf Politik und Institutionen zu setzen, dass es aber noch mehr brauche: „Kinder sind ja nicht nur in der Schule, sie gehen nach Hause. Das heißt, das, was die Eltern mitgeben, ist fundamental, und wir wissen ja auch aus soziologischen Untersuchungen, dass Kinder oftmals das sagen, was die Eltern sagen.“ Auch die Reiseunternehmerin Justice Mvemba findet: „Es fängt schon ganz früh an, schon im Kindergarten. Zum Beispiel mit Spielen wie ‚Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?'“

Der Comedian und Moderator Abdelkarim bringt es auf den Punkt: „Wenn Menschen wegen ihres Aussehens und ihres Namens irgendwelche Hürden haben, dann können sie nie wirklich Teil der Gesellschaft sein.“

Alle Gespräche sehen Sie in der Reportage „Friedman schaut hin – Alltagsrassismus in Deutschland“ am Donnerstag, dem 9.7.2020 um 17.15 Uhr auf WELT.

Nach Ausstrahlung finden Sie die Sendung auch in der Mediathek (https://www.welt.de/mediathek/) und der WELT TV-App.

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