Berlin (ots) – OECD stellt PISA-Sonderstudie zu Lesekompetenz und Lesegewohnheiten von Jugendlichen in Zeiten zunehmender Digitalisierung vor
Die OECD hat heute unter dem Titel „21st-Century Readers“ eine Sonderauswertung zu Lesekompetenzen und Lesegewohnheiten von Jugendlichen in Zeiten der Digitalisierung vorgestellt. Die Studie beruht auf Daten aus der PISA-Erhebung im Jahr 2018, bei der 15-Jährige getestet und befragt wurden.
Dazu erklärt die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek:
„Lesen ist die Basiskompetenz, die jeder Mensch für eine gute Bildung benötigt. Gerade in einer Demokratie sollte ein Ziel sein, die junge Generation in die Lage zu versetzen, Texte kritisch lesen und die Fakten darin erkennen zu können. Zur Lesekompetenz des analogen Zeitalters müssen im digitalen Zeitalter weitere Kompetenzen hinzukommen, damit die Schülerinnen und Schüler auch digital gut lesen können. Um diese Kompetenzen zu erwerben, müssen digitale Medien sinnvoll zu Lernzwecken eingesetzt werden. Dies muss in allen Schulen in den nächsten Jahren immer mehr zum Standard gehören.
Dazu muss auch die Infrastruktur an unseren Schulen weiter verbessert werden. Als Bund stellen wir mittlerweile sechseinhalb Milliarden Euro dafür zur Verfügung.
Und bei der Förderung des Lesens müssen wir künftig noch stärker zweistufig vorgehen: Erstens muss die Grundfähigkeit des Lesens gestärkt werden. Dazu haben wir schon viele Programme, etwa „Lesestart 1-2-3“. Zweitens müssen wir die Fähigkeit zum digitalen Lesens verbessern. Hierzu hat mein Ministerium bereits einen Forschungsschwerpunkt gesetzt. Mit der „Digitalisierung im Bildungsbereich“ fördern wir zurzeit rund 50 Projekte.
In den vergangenen 14 Monaten haben wir fast nur über die Pandemie und ihre Folgen geredet, gerade auch im Bildungsbereich. Es besteht die Befürchtung, dass es vor allem die leistungsschwachen Jugendlichen sind, deren Kompetenzen, auch im Lesen, sich nun weiter verschlechtert haben. Wir bringen deshalb gerade ein Aktionsprogramm zum Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche mit zwei Milliarden Euro auf den Weg. So wollen wir sicherstellen, dass keiner zurückbleibt.“
Für die Kultusministerkonferenz erklärt Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz: „Das Beherrschen der Bildungssprache Deutsch ist die wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn und für mehr Chancengleichheit im Bildungssystem. Bereits im Jahr 2019 haben wir deshalb in der Kultusministerkonferenz unter hessischem Vorsitz Leitlinien entwickelt, was getan werden kann, um Kinder und Jugendliche beim Spracherwerb zu unterstützen und ihre Lesefreude zu wecken. Diese Sonderauswertung der PISA-Studie zeigt einmal mehr: Mit der Leseförderung können wir – analog wie digital – gar nicht früh genug beginnen.“
Hintergrund:
Die Studie „21st-Century Readers“ basiert auf einer vertieften Auswertung der Daten aus der internationalen Bildungsvergleichsstudie PISA 2018. Die PISA-Erhebung wird alle drei Jahre in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften durchgeführt. Dabei steht alternierend einer der drei Kompetenzbereiche im Mittelpunkt. Mit PISA 2018 begann der dritte Neun-Jahres-Zyklus, und die Lesekompetenz bildete nach den Erhebungen im Jahr 2000 und 2009 zum dritten Mal den Schwerpunktbereich. Für PISA 2018 wurde das Rahmenkonzept für die Erfassung der Lesekompetenz überarbeitet, um dem Lesen in Print- und digitalen Medien Rechnung zu tragen. Dabei wurden neue Aspekte des Lesens im digitalen Zeitalter stärker akzentuiert.
An der PISA-Studie nimmt eine repräsentative Stichprobe von rund 5500 15-Jährigen in Deutschland teil.
Die OECD fasst die folgenden wichtigsten Aspekte der vertieften Auswertung für Deutschland wie folgt zusammen:
– In Deutschland sind im Bereich Lesekompetenz Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen sowie zwischen sozioökonomisch begünstigten und benachteiligten Schülerinnen und Schülern festzustellen.
– Effektive Lesestrategien zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit von Quellen tragen in Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern und Volkswirtschaften, maßgeblich zu einem hohen Lesekompetenzniveau 15-Jähriger bei.
– Die Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen im Bereich Lesekompetenz spiegeln sich in den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Kenntnis von drei Lesestrategien wider (Verstehen und Behalten von Texten; Zusammenfassen von Informationen; Beurteilen der Glaubwürdigkeit von Quellen).
– In 35 Ländern besteht zwischen den Schülerleistungen im Bereich Lesekompetenz und der Nutzungsdauer digitaler Geräte für schulische Zwecke ein negativer Zusammenhang, insbesondere in Deutschland.
– Die Lesefreude der Schüler und Schülerinnen hat in Deutschland zwischen 2009 und 2018 deutlich abgenommen. Nur zwei andere Länder verzeichneten einen ähnlich starken Rückgang – Finnland und Norwegen. Deutschland zählte 2018 zu den PISA-Teilnehmerländern mit den größten geschlechtsspezifischen und sozioökonomischen Unterschieden bei der Lesefreude.
Weitere Informationen:
Die vollständige Studie finden Sie auf www.oecd.org
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