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ZDF-Magazin „Frontal 21“: Staatsanwaltschaft prüft neue Ermittlungen zu Kindesmissbrauch in katholischer Kirche

Mainz (ots) – Einer der größten Missbrauchsfälle der katholischen Kirche um den
ehemaligen Pfarrer Peter H. könnte strafrechtlich neu aufgerollt werden. „Wir
prüfen, ob es weitere Taten gibt und ob Ermittlungen aufzunehmen sind“, teilte
eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II dem ZDF-Magazin „Frontal 21“
und dem Recherchezentrum CORRECTIV mit. Der Priester soll in Bottrop, Essen,
Grafing und Garching an der Alz insgesamt mindestens 28 minderjährige Jungen
sexuell missbraucht haben, teilten das Bistum Essen und das Erzbistum München
und Freising auf Anfrage mit. „Frontal 21“ berichtet am heutigen Dienstag, 18.
Februar 2020, um 21.00 Uhr.

H. war bereits 1986 vom Amtsgericht Ebersberg wegen sexuellen Missbrauchs zu 18
Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Anschließend setzte ihn das
Erzbistum München und Freising erneut in der Seelsorge ein. Im bayerischen
Garching an der Alz war Pfarrer H. für die Arbeit mit Messdienern zuständig und
hielt Religionsunterricht an Schulen. In dieser Zeit soll es zu
Missbrauchsfällen an drei Jungen gekommen sein, teilte das Erzbistum München und
Freising jetzt auf Anfrage mit. Über die Vergangenheit des Pfarrers wurde die
Gemeinde Garching erst informiert, als der Fall im Jahr 2010 erstmals publik
wurde. Dies sei „ein schwerer Fehler“ gewesen, räumte das Erzbistum nun ein.

Als Priester H. 1980 von Essen nach München versetzt wurde, war Joseph Ratzinger
Erzbischof von München und Freising. Der spätere Papst Benedikt XVI. soll damals
mitentschieden haben, dass H. eine Therapie wegen seiner pädophilen Neigungen in
München macht. Trotz Warnungen eines Psychotherapeuten wurde H. jedoch im selben
Jahr in einer Münchner Gemeinde zur Seelsorge eingesetzt und kam dort auch mit
Kindern und Jugendlichen in Kontakt. Dazu teilte das Erzbistum München und
Freising auf Nachfrage mit: „Aus der Aktenlage geht nicht hervor, wie intensiv
sich der damalige Erzbischof Joseph Ratzinger mit dem Fall H. beschäftigt hat“.
Im Jahr 2000 soll Kardinal Ratzinger in seiner Zeit als Präfekt der
Glaubenskongregation bei einem Besuch der Gemeinde auch auf Pfarrer H. getroffen
sein. Das berichtete H. damals Mitgliedern des Pfarrgemeinderates. Das Bistum
bestätigte Ratzingers Besuch bei dem inzwischen verstorbenen Weihbischof
Heinrich von Soden-Fraunhofen, der in der Nähe lebte, und teilte weiter mit:
„Über Treffen von Kardinal Joseph Ratzinger mit H. liegen dem Ordinariat keine
Erkenntnisse vor.“ Der emeritierte Papst Benedikt XVI. reagierte auf eine
Anfrage nicht.

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