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Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert Bedarfsplanung für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten

Berlin (ots) – Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS), die
führende Fachgesellschaft zur schmerzmedizinischen Versorgung in Deutschland,
hat ihre politischen Forderungen zu einer Verbesserung der Versorgung von
Schmerzpatienten erneuert. Ihre zentrale Forderung: Eine rechtssichere
Bedarfsplanung in der Schmerzmedizin. Diese sei die Voraussetzung für eine
flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland, so die Vertreter
der Fachgesellschaft bei ihrer Jahresauftakt-Pressekonferenz in Berlin.
Verlässliche Daten als Basis für die Bedarfsplanung liefert die Fachgesellschaft
mit dem DGS PraxisRegister Schmerz.

In Deutschland leiden aktuell rund 23 Millionen Menschen an chronischen
Schmerzen, und die Anzahl der Betroffenen steigt. Rund 1.200 ambulant tätige
Schmerzmediziner versorgen diese Patienten. Allein für eine flächendeckende
Versorgung der schwerstgradig Schmerzkranken (3,4 Mio. – Stand: 2019) wären aber
mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Diesem Ungleichgewicht
entgegenzuwirken, sieht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin als eine
ihrer Hauptaufgaben an. Auf ihrer Jahresauftakt-Pressekonferenz forderten die
Vertreter der Gesellschaft daher die Gesundheitspolitik in Deutschland dazu auf,
gemeinsam ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen in der
Schmerzmedizin zu schaffen. Dazu gehöre insbesondere eine grundlegende
Neuorientierung der Bedarfsplanung. „Eine rechtssichere Bedarfsplanung ist die
Voraussetzung für eine flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung in
Deutschland“, sagte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, in Berlin.

Kontinuität in der Versorgung

Da es aktuell weder eine geregelte Ausbildung noch eine Facharzt-Qualifikation
für Schmerzmediziner gibt, wird das Fachgebiet auch in der Bedarfsplanung nicht
berücksichtigt. So kann es passieren, dass bei einer Praxisübergabe z. B. eines
Neurologen mit schmerzmedizinischer Spezialisierung eine weitere Anlaufstelle
für Schmerzpatienten verloren geht, da bei der Auswahl des Nachfolgers
ausschließlich das Fachgebiet, in diesem Fall die Neurologie, relevant ist.
Damit ist auch die Kontinuität in der schmerzmedizinischen Behandlung der dort
betreuten Patienten nicht gewährleistet.

PraxisRegister Schmerz sammelt Daten des Versorgungsalltags

Um u. a. auch bessere Voraussetzungen für die Bedarfsplanung zu schaffen,
unterstützt die DGS seit 2014 das Versorgungsforschungsprojekt des
PraxisRegisters Schmerz. Inzwischen wurden dort 260.013 Behandlungsfälle
dokumentiert (Stand 31.12.2019). Allein im vergangenen Jahr sind 50.975 neue
Behandlungsfälle hinzugekommen. Insgesamt umfasst das Register mittlerweile mehr
als 1 Million Dokumentationen und wächst stetig weiter. Jeden Arbeitstag werden
160 bis 250 Fälle neu dokumentiert und evaluiert. Damit ermöglicht das
PraxisRegister Schmerz – als weltweit größtes industrieunabhängig realisiertes
Schmerzregister – neue Einblicke in die Regelversorgung von Schmerzpatienten in
Deutschland. „Wir können nun endlich nicht nur versorgungsrelevante
epidemiologische Fragestellungen beantworten und Schlussfolgerungen zu
notwendigen Veränderungen in den Versorgungsstrukturen ziehen, sondern mit
diesen Registerdaten auch dabei helfen, die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen
der nicht selten alltagsfernen wissenschaftlichen Forschung und dem
Versorgungsalltag zu schließen“, sagte PD Dr. med. Michael A. Überall,
Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin.

Von den im PraxisRegister Schmerz erfassten Behandlungsfällen leiden mehr als
die Hälfte der Patienten (50,9%) unter Rückenschmerzen, 16,8% unter
Gelenkschmerzen und 9,3% unter Kopfschmerzen. Dabei gibt der Großteil der
Patienten (57,8%) an, unter starken schmerzbedingten Funktionseinschränkungen
(Grad IV nach von Korff) zu leiden. Bei den Pharmakotherapien stehen mit mehr
als 300.000 Nennungen Nicht-Opioidanalgetika der WHO-Stufe 1 an erster Stelle.
Dazu gehören vorwiegend nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Die Verordnung
von Opioiden der WHO- Stufe 3 wurde rund 94.000-mal dokumentiert.

DGS engagiert sich für qualitätsgesicherte schmerzmedizinische Versorgung

Um außerdem die Qualität der Versorgung stetig zu verbessern, engagiert sich die
Fachgesellschaft in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten,
Physiotherapeuten, medizinischem Assistenzpersonal und Apothekern, also allen,
die an der Versorgung von Schmerzpatienten beteiligt sind. Zu speziellen
Fragestellungen veröffentlicht die Gesellschaft darüber hinaus PraxisLeitlinien,
die Ärzten die Umsetzung qualitätsgesicherter schmerzmedizinischer Behandlungen
erleichtern und gleichzeitig die Bewertungen von Patienten enthalten. Statt
einer Standardisierung setzt die DGS auch hier auf eine Individualisierung zum
Wohle jedes Einzelnen.

Chronifizierung verhindern

Insgesamt strebt die DGS zwar besonders eine bessere Versorgung schmerzkranker
Menschen in Deutschland an, gleichzeitig möchte die Fachgesellschaft durch die
Förderung intersektoraler, interdisziplinärer und multimodaler Therapieangebote
sowie die Ausbildung des schmerzmedizinischen Nachwuchses aber auch dazu
beitragen, die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern.

Pressekontakt:

Monika Funck
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