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Kandinskys Vermächtnis, seine ermordete Witwe und das Gemälde „Reciproque“ zugunsten der UNO

Heilbronn (ots) – Er war ein berühmter Künstler des Expressionismus, einer der
Wegbereiter abstrakter Kunst und schuf – gemeinsam mit Franz Marc – die
Gemeinschaft „Der Blaue Reiter“: Wassily Kandinsky, 1866 geboren in Moskau, 1944
in Neuilly-sur-Seine, in Frankreich gestorben.

Als in den 1930er Jahren in Spanien der Bürgerkrieg tobte, wollte Kandinsky
Gutes tun und ließ sein Werk „Reciproque“ als Siebdruck 200-mal „für karikative
Zwecke bei Bürgerkriegsflüchtlingen“ duplizieren. Doch in den Kriegswirren
verschwanden Original wie die 200 Drucke; erst Jahre später wurde ein einziges
Blatt wiedergefunden.

Der Heilbronner Kunstbuch-Verleger Wilhelm Heußer hörte 1976 von der Geschichte,
beschaffte das wiedergefundene Exemplar und nahm Kontakt zu Kandinskys Witwe
Nina auf. Eine schillernde Persönlichkeit, die beispielsweise in einem
13jährigen Rechtsstreit gegen „Boot“-Autor und Kunstsammler Lothar-Günther
Buchheim nach zwei verlorenen Instanzen vor dem Bundesgerichtshof gegen Buchheim
obsiegte und ihm den Verkauf eines opulenten Bildbandes mit 69 Kandinsky-Werken
verbieten ließ.

Glück hatte die steinreiche Witwe letztendlich nicht – sie wurde im September
1980, im Alter von 84 Jahren, in ihrem Chalet „Esmeralda“ in schweizerischen
Gstaad Opfer eines bis heute ungeklärten Raubüberfalls und vom Täter erwürgt.

Mehr Glück mit der Witwe als Buchheim hatte Verleger Heußer, der von ihr – um
die ursprüngliche humanitäre Idee Kandinskys zu erfüllen – die Genehmigung für
1.000 Siebdrucke des Werkes „Reciproque“ erhielt, von denen 200 Blätter
zugunsten der UNO-Flüchtlingshilfe verkauft werden sollen. Hergestellt wurden
die Drucke von Hans-Peter Haas, der unter Fachleuten als weltweit bester
Siebdrucker gilt.

„Der Druck“, so Verleger Heußer, „gilt heute als das Vermächtnis Kandinskys.
„Neu geschaffen, viele Jahrzehnte nach dem Tod des Malers, als Garant für die
Erfüllung eines Versprechens für die Menschlichkeit.“ Eine Restauflage ist noch
vorhanden und zum Preis von 960 Euro erhältlich. 50 Prozent gehen direkt an die
Flüchtlingshilfe der UNO in Bonn.

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Wilhelm Heußer
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