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Warum wir nie wieder so arbeiten werden wie vor Corona

Gadebusch (ots) –

Zukunftsweisende Organisationen sind zunehmend selbstorganisiert und agieren mit flachen Hierarchien. Das bringt bisherige Strukturen und Konzepte durcheinander und stellt gewissermaßen alles Bisherige auf den Prüfstand, eine Neuorientierung und Transformation findet statt.

„Ein Zurück zur Normalität, wie sie vor der Corona-Zeit wahrgenommen wurde, gibt es nicht mehr“, so Barbara Messer, eine der führenden Expertinnen für New Work, Wandel und Veränderung im deutschsprachigen Raum. Abhängig von den unterschiedlichen Informationsquellen zeigen sich Zukunftsszenarien, die auf eine dauerhafte Veränderung hinweisen.

Die sogenannte Corona-Zeit hat auch Ergebnisse ans Tageslicht gebracht, die vorher noch nicht in diesem Ausmaß aufgefallen sind. Dazu gehören große Mängel im Schulsystem sowie Lehrverständnis der Bildungslandschaft Deutschlands, aber auch der innerbetrieblichen Bildung. „Langweilige und nicht nachhaltige Seminare gehören leider immer noch zum Alltag in den Unternehmen“, sagt die Buchautorin Messer. Dabei ist freudvolles Lernen ein zentral bedeutsamer Aspekt von Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung.

„New Work & New Learning liegen nah beieinander, das eine bedingt das andere. Selbstorganisation wird zentral, Hierarchien und Strukturen werden aufgeweicht. Selbstorganisation lebt vom Engagement und Empowerment der Mitarbeitenden, aber auch vom Wissen darüber, wie das gelingen kann. Neue Fähigkeiten müssen ebenso erlernt werden, wie eine innere Haltung, die das (anm. d. Red.: New Work) überhaupt erst möglich macht“, so Barbara Messer, die im Mai für ihr außergewöhnliches Trainingskonzept mit Führungskräften eines Konzerns den Europäischen Trainingspreis in Gold gewann.

Für eine Zeit, in der der Taktschlag der Veränderung stetig schneller wird, brauchen wir neue Fähigkeiten und Einstellungen, auch selbstorganisiertes Arbeiten will gelernt werden. Denn der Mensch als Persönlichkeit prägt den Veränderungsprozess – im besten Falle – mit. Das sollte allen Beteiligten bewusst sein. Auch wenn es vielleicht ein wenig abgedroschen klingt, Bewusstseinserweiterung ist eine notwendige Voraussetzung, wenn sich der Mensch von der künstlichen Intelligenz abgrenzen möchte. Persönlichkeitsentwicklung, Wertebewusstsein und ethisches Handeln werden zu wichtigen Parametern und Kriterien, wenn die Facetten des angekündigten Transhumanismus kaum einzuschätzen sind.

Charles Fadel, Grüder des Center for Curriculum Redesign an der Harvard Graduate School of Education, sieht folgende Charaktereigenschaften als wertvoll an und empfiehlt, deren Ausbildung bereits in den Lehrplan der Schulen einfließen zu lassen.

Dazu gehören unter anderem:

– Achtsamkeit
– Neugier
– Mut
– Resilienz
– Ethisches Bewusstsein
– Führungsstärke (Leadership)

„Aus meiner Sicht auch noch die Selbstverantwortung und das lebenslange Lernen.“ fügt Messer hinzu.

Betrachten wir die Unterpunkte des Ethischen Bewusstseins (das sind Aspekte wie Wohlwollen, Menschlichkeit, Integrität, Respekt, Gerechtigkeit, Gleichheit, Fairness, Mitgefühl, Akzeptanz, Loyalität, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Anstand, Rücksichtnahme, Liebe, Fürsorge, Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit, Zugehörigkeit), dann wurden diese alleine in den letzten beiden Jahren durch die Verantwortlichen nicht verlässlich gewährleistet. Hier ist ein großartiger Ansatz, als Unternehmen ein Zeichen zu setzen und entsprechenden Unternehmensziele zu definieren. Führungskräfte und Verantwortliche können zu Vorbildern werden. In Politik und Wirtschaft lässt sich eine ebenso große Lücke zwischen diesem Wunsch und der Wahrnehmung der Wirklichkeit feststellen, wenn wir auf Leadership, also Führungsstärke schauen. Fadel führt Führungsstärke wie folgt aus: Verantwortung, Verzicht, Verpflichtung, Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit, Pflichtbewusstsein, Uneigennützigkeit, Demut, Bescheidenheit, Selbstreflexion, Inspiration, Organisation, Hingabe, Heldentum, Charisma, Engagement, Führung durch Vorbild etc.

Solche Eigenschaften können den Alltag von Führung und anderen Verantwortlichen prägen. Würden sie in und außerhalb von Unternehmen gelebt werden, sähe unsere Welt sicher friedlicher aus. Steht die innere Fülle im Fokus, statt der Befriedigung von materiellen Wünschen, würden sich Wirtschaft und Gesellschaft gemeinnütziger und planetenschonender ausrichten können.

„Wer einfach nur Anordnungen umsetzt, gestaltet nicht aktiv mit – innere Motivation ist Grundlage für einen gemeinsamen Wandel. Damit Mitarbeitende sich wirklich engagieren, bedarf es Unternehmensziele, die relevant sind und auch für die Mitarbeitenden Sinn machen. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten gehört unmittelbar mit dazu.“ sagt die Impulsgeberin Messer, die mit ihren Keynotes bereits tausende Menschen begeisterte.

Messer weiter: „Die Unternehmen haben Mitarbeitende, die oftmals andere Muttersprachen sprechen und auch andere kulturelle Prägungen und Werte haben, bzw. leben. Der Bildungsstand und die individuellen Lerngewohnheiten unterscheiden sich teilweise sehr stark. Betriebliche Bildungskonzepte müssen sensibel aufbereitet sein, um Menschen mit ihrer Vielfalt anzusprechen und sie einzubinden.“

So hat jeder Einzelne zugleich die Aufgabe, selbstverantwortlich zu lernen. Schauen wir uns um, ist das aber noch lange nicht selbstverständlich. Der Impuls und die Möglichkeit, sich im Unternehmen weiter zu entwickeln, kommt aus den Veränderungsprozessen des Unternehmens – die bisherigen Führungskräfte können die wahren Initiatoren sein. Damit begeistern sie Menschen für Transformation, Veränderung und Weiterentwicklung. Es braucht zudem Strukturen und Konzepte, die zeitgemäß und sinnvoll sind. Einfach eine E-Learning-Plattform aufzustellen und ein paar Apps zu programmieren, reicht nicht, um fundierte und nachhaltige Bildung zu implementieren. Mit zunehmender Globalisierung und Digitalisierung wächst jedoch – fast stündlich – der Bedarf an neuem Wissen und erweiterten Fähigkeiten.

Führung war schon immer eine anspruchsvolle Aufgabe. Nun wandelt sich durch die Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen auch die Arbeitsgestaltung: Die Beschäftigten übernehmen immer mehr Verantwortung – für sich selbst und ihre Arbeitsaufgaben. Die Prozesse verändern sich stetig, der Wandel ist allgegenwärtig und die VUCA-Welt mit der rasant zunehmenden Digitalisierung, deren Auswirkung wir ansatzweise erkennen können, verändert alles. Führung wird täglich anspruchsvoller. Und Führungskräfte sind dann besonders gefordert, wenn es darum geht, den Wandel im Unternehmen aktiv mitzugestalten.

Selbstorganisiertes Lernen muss dabei impliziert und gefördert werden. Es wird zum kontinuierlichen Prozess.

Die Zeit der dicken Fortbildungskataloge und aufgeblähten Personalabteilungen ist vorbei. Und ebenso die Zeit der langweiligen Seminare oder gießkannenartig ausgeschütteten E-Learning-Kurse und -Konzepte. Wenn die Maßnahmen und Inhalte der innerbetrieblichen Bildung nicht greifen, werden Leitbilder zu leeren Hüllen und die Unternehmenskultur verliert an Kraft.

In ihrem Buch „Wir brauchen andere Trainings“ stellt Barbara Messer unter anderem 5 zentrale Thesen in den Fokus der notwendigen Veränderungen, um die Zukunft zu meistern.

1 Wir brauchen andere Settings und Methoden!

Tausende von Trainings und Seminaren sind langweilig und vorhersehbar. Trainer und Trainerinnen handeln wie immer. „Solange Trainerinnen und Trainer diese altvertrauten und dementsprechend unspannenden Settings nicht ändern, werden sie aus dem selbst inszenierten Trägheitsmoment nur schwer herauskommen!“

2 Wir brauchen mehr Mut in den Unternehmen!

Die Personalabteilungen sind oft gar nicht in der Lage, den tatsächlichen Bildungsbedarf zu erheben, sie planen oft von der Stange und aus der Gewohnheit. Sie schaffen es nicht, den Gap aus den gewünschten Leitbildern und Vorhaben mit entsprechenden Trainingskonzepten und anderen Lernformaten zu füllen. Einkauf von externen Experten und Expertinnen richtet sich nach freigegebenem Budget – nicht nach Nutzen und Wirkung. Da ist es kein Grund, dass innere Kündigungen und Demotivation in der Mitarbeiterschaft steigen. Die Trainings müssen auf die Anforderungen des Jetzt und der nahen Zukunft ausgerichtet sein. Bildung ist absolute Chefsache. Trainings müssen an das angepasst werden, was gebraucht wird!

3 Wir brauchen Persönlichkeiten als Trainer!

Wir brauchen Persönlichkeiten als Trainer und Trainerin, mit denen Führungskräfte gerne zusammenarbeiten, die sie jenseits von Persönlichkeitsmodellen voranbringen. Trainer und Trainerinnen, die den Wandel in sich leben und ein Vorbild zu ihrem Thema sind. Persönlichkeiten, die begeisternde Lernräume schaffen und innovative Bildung implementieren und ermöglichen. Freude und Begeisterung gehören unbedingt zum Lernen dazu. Das Feuer der Begeisterung zum Thema muss spürbar sein.

4 Wir brauchen Befruchtungsmomente!

Es braucht viele Momente – im beruflichen Alltag sowie im beruflichen Lernen, wo es „Klick“ oder „Aha“ macht, wo ein weiteres Licht aufgeht und die Menschen begeistert und neugierig sind. Ich nenne es geistige Befruchtungsmomente oder eben auch Mind Opener, die für neuen Erkenntnisgewinn sorgen. Diese sind bei allen Blended-Learning-Konzepten möglich.

5 Wir brauchen persönliche Transformation!

Menschen streben nach Weiterentwicklung und Veränderung, auch wenn es nicht immer bei allen Menschen sichtbar ist. Es geht, kurz gesagt, um Transformation. Wir können lernen, bisherige Grenzen zu überwinden, neue Möglichkeiten zu erfahren, die uns zu etwas Neuem oder Reiferem bringen. Wir reifen in unseren Erkenntnissen über das Bisherige und bekommen eine weit größere Perspektive.

Gerade weil viele Mitarbeitende mit ihren Chefs unzufrieden sind, gilt es, als Führungskraft oder Verantwortlicher Bildung als absolute Chance, zukunftsfähig zu werden, ernst zu nehmen. Sie ist eine der zentralen Säulen, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, Unternehmenskultur und Wandel aktiv zu gestalten und den New-Work-Konzepten der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden.

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