StartBau / ImmobilienKonjunkturelle Belastungsfaktoren zeigen sich noch nicht in der Preisentwicklung

Konjunkturelle Belastungsfaktoren zeigen sich noch nicht in der Preisentwicklung

Berlin (ots) –

vdp-Immobilienpreisindex mit neuem Höchstwert im zweiten Quartal 2022

Die Immobilienpreise in Deutschland verzeichneten im zweiten Quartal 2022 einen Anstieg um 8,4% gegenüber dem zweiten Quartal 2021. Damit erreichte der Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) mit 194,8 Punkten erneut einen neuen Höchstwert (Basisjahr 2010 = 100 Punkte). Der Index basiert auf einer von vdpResearch quartalsweise durchgeführten Auswertung echter Immobilientransaktionsdaten von mehr als 700 Kreditinstituten.

Den stärksten Zuwachs verzeichneten wieder Wohnimmobilien, die sich deutschlandweit um 10,1% verteuerten. Die Preise für Gewerbeimmobilien stiegen um 1,9% gegenüber dem Vorjahresquartal. Für den dortigen Anstieg zeichneten die Büroimmobilienpreise verantwortlich, die im gleichen Zeitraum um 4,1% zulegten. Bei den Preisen für Einzelhandelsimmobilien setzte sich der negative Trend mit einem Minus von 3,5% gegenüber der Vorjahresperiode fort.

„Da der Immobilienmarkt traditionell der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung mit Zeitverzögerung folgt, sind die konjunkturellen Belastungsfaktoren noch nicht in der Indexentwicklung abzulesen.“

Jens Tolckmitt

„Auch im zweiten Quartal dieses Jahres zeigte sich der Immobilienmarkt in Deutschland erneut robust und wies weiterhin teils deutliche Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahr auf. Dies gilt sowohl für den Wohn- als auch für den Büroimmobilienmarkt. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass sich die konjunkturellen Belastungsfaktoren, wie die gedämpften Wachstumsaussichten, die Inflation oder der spürbare Zinsanstieg zeitverzögert auch in den Index-Ergebnissen niederschlagen werden“, kommentierte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.

Preisentwicklung zwischen Q2 2021 und Q2 2022 im Überblick:

Wohn-/Gewerbeimmobilien gesamt: +8,4%

Wohnimmobilien in Deutschland: +10,1%

Wohnimmobilien in Top 7-Städten: +11,0%

Gewerbeimmobilien: +1,9%

– Büroimmobilien: +4,1%

– EZH-Immobilien: -3,5%

Selbst genutztes Wohneigentum weiter gut gefragt

Bei den Wohnimmobilien in Deutschland übertraf die Nachfrage das Angebot auch im zweiten Quartal 2022. Die Preise legten um 10,1% im Vergleich zum Vorjahresquartal zu. Der Anstieg setzte sich dabei zusammen aus der Verteuerung des selbst genutzten Wohneigentums um 11,6% und von Mehrfamilienhäusern um 8,6%. Die Neuvertragsmieten stiegen um 4,4%. Der Liegenschaftszinssatzindex gab um 3,9% nach.

Top 7-Städte mit Preissteigerung von 11,0%

Etwas stärker als in Gesamtdeutschland fiel der Preisanstieg in den Top 7-Städten aus: Bei den Wohnimmobilienpreisen war im zweiten Quartal 2022 ein Plus von 11,0% gegenüber dem Vorjahresquartal zu verzeichnen. Dabei wiesen Berlin, München und Hamburg mit 11,9%, 11,6% bzw. 11,2% die höchsten Steigerungsraten auf, gefolgt von Köln (+10,8%), Düsseldorf (+9,8%) und Stuttgart (+8,8%). Etwas geringer war der Anstieg mit 7,9% in Frankfurt am Main.

Divergierende Entwicklung bei Büro- und Einzelhandelsobjekten

Die bereits seit längerem zu beobachtende divergierende Entwicklung der beiden Gewerbeimmobilien-Segmente Büro und Einzelhandel setzte sich im zweiten Quartal 2022 weiter fort, was sich nicht nur bei der Kaufpreisentwicklung zeigte. Im Vorjahresquartalsvergleich gaben die Neuvertragsmieten bei Einzelhandelsimmobilien um 1,9% nach, während es bei Büroimmobilien zu einem Anstieg um 2,8% kam. Der Liegenschaftszinssatzindex für Büroimmobilien gab um 1,2% nach, für Einzelhandelsimmobilien legte der Index dagegen um 1,7% zu.

Ausblick: „Preisdynamik wird sich abschwächen“

Für die nächsten Quartale geht Tolckmitt von einer merklichen Abschwächung der Preisdynamik aus. Da vor allem bei Wohnimmobilien die Nachfrage das Angebot weiterhin deutlich übersteigt, sind aus heutiger Sicht allerdings keine Preiseinbrüche zu erwarten. Für die Robustheit des deutschen Marktes spricht, dass hierzulande nicht, wie in anderen europäischen Ländern vor der Finanzkrise, „auf Vorrat“ gebaut wurde und Wohnimmobilien in vielen Regionen weiterhin knapp sind. Künftig dürfte sich die Entwicklung der Wohnimmobilienpreise wieder stärker an den erzielbaren Mieten orientieren, da der langjährige Sonderfaktor „sehr günstige Finanzierungskonditionen“ weggefallen ist und die Baukosten spürbar angestiegen sind. Nicht aus dem Auge zu verlieren sind allerdings Risiken, die sich aus dem anhaltenden Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sowie der damit zusammenhängenden Energiekrise und der weiteren konjunkturellen Eintrübung – bis hin zur Gefahr einer schweren Rezession – ergeben könnten.

Über den vdp-Immobilienpreisindex

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) veröffentlicht vierteljährlich auf Basis stattgefundener Transaktionen Miet- und Preisindizes zur Entwicklung der Wohn- und Gewerbeimmobilienmärkte. Der durch das Analysehaus vdpResearch erstellte Index ist Bestandteil der Immobilienpreisbeobachtung der Deutschen Bundesbank. Grundlage bilden die von über 700 Kreditinstituten der deutschen Finanzwirtschaft eingelieferten Transaktionsdaten (tatsächlich realisierte Kaufpreise und Mieten) zu ihrem Immobilienfinanzierungsgeschäft.

Die Entwicklung der Teilmärkte sowie sämtliche Indexdaten zu den einzelnen vdp-Immobilienpreisindizes (2003 – 2022) sind in der zugehörigen Publikation dargestellt und als Rohdaten unter www.pfandbrief.de verfügbar. Eine differenzierte Betrachtung der regionalen TOP 7-Wohnungsmärkte inkl. aller Teilsegmente (selbst genutztes Wohneigentum und Mehrfamilienhäuser) ist unter www.vdpresearch.de verfügbar.

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