StartPolitik"Beim Thema Ausbildung und Inklusion schauen wir in ein...

„Beim Thema Ausbildung und Inklusion schauen wir in ein schwarzes Loch“

Berlin (ots) – Der Berliner Verein Sozialhelden hat am 24. Januar 2020 den
ersten Runden Tisch zum Thema Ausbildung und Inklusion veranstaltet. 20
Expert*innen sprachen über die Herausforderungen und Lösungen bei der Ausbildung
von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

– Expert*innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und
Selbstorganisationen diskutierten in verschiedenen Workshops den
Status Quo und erarbeiteten Lösungsvorschläge für die Zukunft
eines inklusiven Ausbildungsmarkts.
– Behindertenbeauftragter Jürgen Dusel begrüßt die Initiative des
Sozialhelden e.V. und seines Projekts Job Inklusive.
– Bedarf sehen die Teilnehmer*innen besonders bei der
Vereinfachung von Unterstützungsangeboten von Unternehmen für
Auszubildende mit Behinderung.

Für die Teilnehmer*innen war der erste Blick in den Veranstaltungsraum
überraschend: Anstelle eines Tisches sahen die Expert*innen aus
unterschiedlichen Bereichen in ein Universum. „Beim Thema Ausbildung und
Inklusion schauen wir oft in ein schwarzes Loch. Betriebe suchen nach
Auszubildenden und junge Menschen mit Behinderung finden keinen Ausbildungsplatz
außerhalb der Werkstätten“, begrüßt Sozialhelden-Gründer und Aktivist Raul
Krauthausen die Teilnehmer*innen. „Die Frage ist: Warum gibt es noch immer
keinen inklusiven Ausbildungsmarkt?“, so Krauthausen weiter.

Dieses schwarze Loch zu erkunden, vor allem aber sich zu vernetzen und konkrete,
praktische und skalierbare Lösungsansätze zu erarbeiten, war das Ziel der
Expert*innen, die auf Einladung des von der Initiative SKala geförderten
Sozialhelden-Projekts „Job Inklusive“ zusammengekommen waren. Was konkret
brauchen Menschen mit Behinderungen, um die Hürden zur Ausbildung zu bewältigen?
Wie können Betriebe dabei unterstützt werden, geeignete Auszubildende mit
Behinderungen zu finden und sie gut auszubilden? Was genau benötigen
Institutionen, Organisationen und Initiativen, um Menschen mit Behinderungen vor
und während der Ausbildung besser begleiten zu können? Fragen wie diese standen
im Mittelpunkt der Diskussionen beim Runden Tisch in Berlin.

Insgesamt waren sich die Expert*innen einig, dass grundlegende Fortschritte in
Richtung eines inklusiven Ausbildungsmarktes nur dann möglich sind, wenn alle
beteiligten Akteur*innen ihren Beitrag dazu leisten. Zudem fordern
Selbstvertreter*innen ein größeres Mitspracherecht bei der Gestaltung von
Unterstützungsleistungen. „Es fällt auf, dass noch zu viel in traditionelle
Wege, wie die Vermittlung in spezielle, exklusive Einrichtungen beraten wird und
zu wenig geschaut wird, was sonst noch- beispielsweise bei Betrieben in der
freien Wirtschaft-möglich ist. Wir brauchen eine höhere Qualität in der
Ausbildungsberatung und bei der Begleitung von Menschen mit Behinderungen“,
fasst Anne Gersdorff, Projektreferentin von Job Inklusive, zusammen.

„Es gibt ein Vollzugsproblem bei den Regeln, auf die wir uns geeinigt haben“, so
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit
Behinderungen. „Ein Viertel der gesetzlich dazu verpflichteten Unternehmen
beschäftigt nach wie vor keinen einzigen Menschen mit Behinderung. Bei diesen
Unternehmen müssen wir über eine Erhöhung der Ausgleichsabgabe nachdenken. Wenn
ein Viertel der Autofahrer sich nicht mehr an die StVo halten würde, würden wir
doch auch handeln.“

Die teilnehmenden Expert*innen verabredeten sich in verschiedenen Arbeitsgruppen
an konkreten Themen weiter zu arbeiten. Eine Arbeitsgruppe wird sich mit
Vorschlägen für eine umfassendere Ausbildungsbegleitung von Auszubildenden und
Betrieben beschäftigen. Eine Weitere erkundet die Einrichtung einer Ombudsstelle
zum Thema Ausbildung und Arbeit für Menschen mit Behinderungen. Eine dritte
Arbeitsgruppe wird praktische Vorschläge für die Nutzung der Digitalisierung in
der Ausbildung erarbeiten.

„Nach dem ersten Runden Tisch sind die schwarzen Löcher noch nicht ganz
verschwunden, aber wir sind mit den Arbeitsgruppen auf einem guten
intergalaktischen Weg. Die ersten Ergebnisse werden wir voraussichtlich im
Sommer 2020 veröffentlichen“, fasst Gersdorff den Tag zusammen.

Am ersten Runden Tisch von Job Inklusive zum Thema Ausbildung und Inklusion
haben folgende Organisationen teilgenommen:

ausblick hamburg GmbH, BAG Berufsbildungswerke, Beauftragter der Bundesregierung
für die Belange von Menschen mit Behinderung, Bertelsmann Stiftung,
Bundesinstitut für Berufsbildung, Deutsche Bahn AG, Handwerkskammer Berlin,
Integra gGmbH, Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben e.V. (ISL), KOPF, HAND
und FUSS gGmbH, Maler und Lackiererinnung Oderland, Netzwerk für betriebliche
Integration und Sozialforschung e.V. (BIS), Stiftung Drachensee, Zitrusblau GmbH

JOBinklusive

Das Projekt JOBinklusive wird durch die SKala-Initiative gefördert und bezieht
Akteur*innen aus allen relevanten Sektoren mit ein: Menschen mit Behinderung,
ArbeitgeberInnen, Bildungseinrichtungen, ArbeitsvermittlerInnen, Politik und
Wohlfahrtsverbände – um praktische, skalierbare Lösungen zu identifizieren, zu
entwickeln und umzusetzen. Neben dem Entwickeln von eigenen Maßnahmen für die
JOBinklusive Kampagne sehen wir unsere Rolle auch sehr stark in unserer Funktion
als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Akteur*innen.

Pressekontakt:

Dörte Hein, Pressesprecherin

E-Mail: doerte.hein@sozialhelden.de

Tel.: 030-24301-1912

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/119046/4504166
OTS: Sozialhelden e.V.

Original-Content von: Sozialhelden e.V., übermittelt durch news aktuell