Tönisvorst (ots) –
Über 100 Hilfstransporte in 26 Wochen, darin 320 Tonnen Hilfsgüter im Wert von rund 4,7 Millionen Euro – diese Zahlen markieren die Zwischenbilanz des Medikamentenhilfswerks action medeor ein halbes Jahr nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Die Dimensionen der Hilfe sind für die „Notapotheke der Welt“ historisch. „Noch nie in unserer fast 60-jährigen Geschichte haben wir so viele Hilfsgüter so schnell auf den Weg gebracht“, blicken die action-medeor-Vorstände Sid Peruvemba und Christoph Bonsmann zurück. „Das war organisatorisch eine große Herausforderung, aber inzwischen sind die Prozesse und Abläufe auch mit unseren Partnern in der Ukraine etabliert“, so Bonsmann und Peruvemba.
Drei Wege hat action medeor in den letzten sechs Monaten aufgebaut, um möglichst viele Hilfsgüter zu den Menschen in die Ukraine zu bringen. Die erste Versorgungslinie läuft über die westukrainische Stadt Ternopil, wo action medeor zusammen mit einer lokalen Partnerorganisation ein Verteilzentrum für medizinische Hilfsgüter errichtet hat, das Krankenhäuser im ganzen Land beliefert. Ein zweiter Weg der Hilfe wurde in Moldawien und in der Region Odessa aufgebaut, wo action medeor geflüchtete Familien, eine Sozialapotheke und mehrere regionale Krankenhäuser unterstützt. Und die dritte Variante besteht aus zunehmend vielen Einzeltransporten, weil sich immer mehr Krankenhäuser aus allen Landesteilen der Ukraine direkt an action medeor wenden, um mit Medikamenten, Verbandsstoffen, medizinischer Ausrüstung und technischen Geräten versorgt zu werden.
Angefangen hat alles mit einem ersten Hilferuf des städtischen Notfallkrankenhauses in Ternopil – bereits zwei Tage vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine. „Schon am 22. Februar bekamen wir eine Nachricht, dass im Krankenhaus die Medikamente knapp würden“, erinnert sich Christoph Bonsmann. „Wir haben sofort reagiert und damit begonnen, eine erste Hilfslieferung zusammenzustellen. Als dann zwei Tage später der Krieg ausbrach, war uns schnell klar, dass es nicht bei einem Transport bleiben würde“, so Bonsmann. Aber weil man bereits zwei Tage Planungsvorsprung hatte, war der Transport von action medeor einer der ersten, der die Ukraine erreichte.
Seit diesem ersten Transport hat action medeor wöchentlich mehrere Lieferungen in die Ukraine auf den Weg gegeben – und parallel dazu eine funktionierende Logistikkette aufgebaut. „Die Hilfstransporte werden in Deutschland in der Regel auf große LKW verladen und in der Ukraine dann auf Kleintransporter umgepackt. Die sind weniger auffällig und daher sicherer vor Angriffen“, schildert Christoph Bonsmann. Außerdem greife man auf ortskundige Fahrer zurück, die die sichersten Strecken kennen. Vor Ort kooperiert action medeor zudem mit verschiedenen Partnern. „Wir haben inzwischen ein breites Netzwerk an Logistikern, Krankenhäusern, Apotheken und lokalen Hilfsorganisationen aufgebaut, mit denen wir eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten“, erklärt Bonsmann.
Über dieses Netzwerk wurden in den letzten Monaten tonnenweise Medikamente, Verbandsstoffe, medizinische Ausrüstung und auch medizinische Geräte in die Ukraine gebracht. „Unter anderem haben wir verschiedene Krankenhäuser mit mobilen Ultraschall- und Röntgengeräten versorgt, die man zur Not auch im Luftschutzkeller einsetzen kann“, erläutert Bonsmann. Selbst OP-Tische, Betten und sogar ganze Krankenwagen hat man bei action medeor schon auf die Reise gegeben.
Bei action medeor geht man davon aus, dass die Ukraine-Hilfe noch lange nicht beendet ist. Allerdings ist dies nicht das einzige Thema, das die Helfer der „Notapotheke der Welt“ umtreibt. „Der Ukraine-Krieg hat weltweite Folgen“, so Sid Peruvemba. „Vor allem in ärmeren Ländern sind die Auswirkungen gravierend. Schon jetzt hungern dort Menschen, weil Getreideimporte aus Russland und der Ukraine ausbleiben“, mahnt Peruvemba. „Wir dürfen auch vor dieser Entwicklung unsere Augen nicht verschließen.“
Wer die weltweite Arbeit von action medeor unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun – online unter www.medeor.de oder unter dem Spendenkonto DE78 3205 0000 0000 0099 93 bei der Sparkasse Krefeld, Stichwort „Nothilfe weltweit“.
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