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Neuropelveologie: Behandlung der Beckennerven eröffnet neue Horizonte in der Medizin

Zürich (ots) –

Inkontinenz, Endometriose, Querschnittslähmung – Patienten mit langem Leidensweg können im Rahmen der Neuropelveologie endlich effektiv behandelt werden und dadurch wieder mehr Lebensqualität zurückerlangen. Der Erfolg der noch jungen Fachdisziplin basiert dabei auf der mikrochirurgischen Behandlung der Beckennerven. Ein medizinischer Meilenstein mit großem Zukunftspotenzial, auch für die Präventivmedizin.

In der Beckenregion befindet sich eine Vielzahl wichtiger Nerven. Diese regeln die Entleerung von Darm und Harnblase und sind für die Bewegung und Sensibilität der Beine verantwortlich. Auch die Sexualfunktionen werden überwiegend von den Beckennerven gesteuert. Verletzungen oder Erkrankungen dieser Nerven können folglich zahlreiche Symptome und Fehlfunktionen hervorrufen. Diese präzise zu diagnostizieren und punktgenau zu therapieren – das steht bei der von Professor Dr. med. Marc Possover(TM) begründeten Neuropelveologie im Mittelpunkt.

Neuropelveologie ermöglicht ursächliche Therapie von Beckenschmerzen

Rund 12 Prozent aller Frauen und Männer leiden an chronischen Beckenschmerzen oder Unterbauchschmerzen, für die keine Ursache gefunden wird. Hier kommt die Neuropelveologie ins Spiel. Diese verfolgt den innovativen Ansatz, dass viele Beschwerden ursächlich mit den Beckennerven zusammenhängen.

Mithilfe der Laparoskopie, auch Bauchspiegelung genannt, lassen sich organische Ursachen wie Endometriose, Verwachsungen oder Entzündungen der Beckenorgane präzise feststellen und behandeln – minimal-invasiv und schonend.

Bei einer direkten Verletzung der Beckennerven infolge von Operationen, welche durch Narbengewebe oder eine Naht verursacht wurde, kann mithilfe der Laparoskopie das störende Gewebe bzw. die Naht entfernt und der Nerv auf diese Weise befreit werden.

Irreversible Schädigungen der Beckennerven zum Beispiel aufgrund eines Traumas machen eine andere Form der Behandlung notwendig: die Neuromodulation. Implantierte Elektroden werden mittels Laparoskopie in direktem Kontakt zum Nerv platziert. Durch die Abgabe von Strom über die Elektroden wird der Nerv stimuliert und dabei die Schmerzinformation „überdeckt“, was zur Schmerzreduktion führt.

Über die Neuropelveologie: Wissen aus 5 Fachrichtungen neu kombiniert

Lange Zeit fand die Pathologie der Beckennerven in der Medizin keine Beachtung. Gynäkologen, Urologen und Viszeralchirurgen beschäftigen sich mit den Beckenorganen, nicht aber mit den Beckennerven. Neurologen sowie Neurochirurgen befassen sich zwar mit den Nerven, allerdings nicht mit denen des Beckens. Die Neuropelveologie als neue Fachdisziplin schließt nun diese Lücke.

Sie umfasst sowohl Informationsstörungen der Nerven in Richtung Gehirn (Schmerzen, Gefühlsstörungen), als auch solche, die vom Gehirn abgehen (Blasen-/Darmfunktions- und Sexualitätsstörungen bis hin zum Funktionsverlust /Querschnittslähmung).

Für die Diagnosestellung und Behandlung der Beckennerven macht sich die Neuropelveologie das Wissen unterschiedlicher Fachrichtungen und deren bewährte Vorgehensweisen zu eigen. Mithilfe des gynäkologischen Fachwissens kann beantwortet werden, welche Beckenerkrankungen die Nerven schädigen und so Funktionsstörungen und Schmerzen auslösen. Die Neurochirurgie liefert das Wissen, wie ein Nerv therapiert wird. Die Neurologie hat die Neuromodulation zur Schmerztherapie entwickelt. Mit den Dysfunktionen der Organe kennt sich die Urologie aus. Die Schlüsselloch-Chirurgie, die sich in der Beckenchirurgie etabliert hat, wird zur Behandlung und Diagnose eingesetzt.

Possover(TM)-LION-Methode: Hoch effektiv bei Funktionsstörungen der Beckenorgane

Ob Reizblase, Inkontinenz oder Erektionsstörung: Bei Dysfunktionen der Beckenorgane stellt die Possover(TM)-LION-Methode (Laparoscopic Implantation Of Neuroprothesis) das Vorgehen der Wahl dar. Basierend auf der Neuromodulation ermöglicht sie als weltweit erste Technik minimal-invasiv Elektroden an bestimmten Beckennerven zu platzieren, um diese gezielt elektrisch zu stimulieren. Durch die Nervenstimulation kann in vielen Fällen wieder eine Funktion der Beckenorgane erreicht werden.

Dank elektrischer Nervenstimulation können Querschnittgelähmte wieder laufen

Als Königsdisziplin der Neuropelveologie gilt die laparoskopische Implantation von Stimulations-Elektroden an den Beckennerven bei Querschnittgelähmten, die Possover(TM)-LION-Methode. Durch das Anregen der Beckennerven mittels elektrischer Impulse werden die Gesäß- und Oberschenkelmuskeln der Patienten stimuliert. Es kommt zu einer deutlichen Verbesserung der Knochendichte sowie einem merklichen Muskelaufbau. Viele Patienten können nach dem Eingriff allein oder mit Krücken wieder laufen. Und nicht nur das: 70% von ihnen entwickeln sogar eine gewisse willentliche Kontrolle über ihre unteren Extremitäten unterhalb der Querschnittsläsion. Etwas, das lange Zeit undenkbar war, bevor Prof. Possover seine Arbeit aufgenommen und kontinuierlich vorangetrieben hat.

Neuropelveologie kann Präventivmedizin auf ein neues Level heben

Die Behandlung der Beckennerven bei Querschnittsgelähmten zeigt, dass sich die gezielte elektrische Nervenstimulation positiv auf die Knochendichte und den Muskelaufbau auswirkt. Diese Erkenntnis ist von unschätzbarem Wert – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Medizin von morgen. So könnte die Possover(TM)-LION-Methode in naher Zukunft theoretisch bei allen Menschen eine steuerbare Dauerstimulation der größten Muskeln im Körper ermöglichen, eine „In-Body-FES“ (Funktionelle Elektrische Stimulation). Dieses im Körper integrierte Trainingssystem könnte beispielsweise zur Prophylaxe und Behandlung von Sarkopenie und Osteoporose genutzt werden – und somit den Alterungsprozess verlangsamen. Oder es könnte Astronauten dabei helfen, den Nebenwirkungen der Mikrogravitation im Weltall vorzubeugen.

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