Bad Neustadt a.d. Saale / Marburg (ots) –
Eine Befragung im Rahmen des G-BA Förderprojektes „sekTOR-HF (https://www.sektor-hf.de/)“ bewertete Potenziale und Herausforderungen des Einsatzes einer Telemedizinplattform für das Telemonitoring bei Herzinsuffizienz. Das Fazit fällt positiv aus: Patient:innen und medizinisches Personal zeigen eine hohe Zufriedenheit und Akzeptanz im Umgang mit dem eHealth-Portal. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, eine bedarfsgerechte Behandlung zu gewährleisten.
Rund 220 Patient:innen mit Herzinsuffizienz hat das Projekt „sekTOR-HF“ im Rahmen der bisherigen Projektlaufzeit für das Telemonitoring eingeschlossen. Ende Mai 2022 endete die Rekrutierungsphase. Im Zuge dieses Meilensteins erfolgte eine Auswertung über den Umgang und die Akzeptanz aller Benutzer:innen. Dabei handelt es sich um, Ärzt:innen und Herzinsuffizienzschwestern und -pfleger, im Projekt als Netzwerkstellen bezeichnet, und Patient:innen, die mit der Telemonitoring-Plattform arbeiten.
Im Rahmen von Experteninterviews und Fokusgruppendiskussionen wurden die teilnehmenden Benutzer:innen hinsichtlich verschiedener Faktoren befragt. Dazu zählen ihre Zufriedenheit und Akzeptanz mit der Plattform, der Einfluss auf das Patienten-Empowerment und die Veränderungen in der Kommunikation, Koordination und Kontinuität. Die Befragung wurde im Rahmen einer universitären Abschlussarbeit durchgeführt.
Positive Effekte aus Sicht der Ärzt:innen und des medizinischen Personals
Die Netzwerkstellen ziehen eine deutlich positive Bilanz: „Wir bemerken, dass sich die Menschen sicherer fühlen, sie entwickeln mehr Motivation etwas gegen ihre Erkrankung zu tun“, führt eine der befragten medizinischen Expertinnen aus. Für besonders hilfreich erachten sie „[…], dass man aktuelle Werte von den Patienten hat und wir dann eben direkt auch was unternehmen können, wenn wir sehen, der Blutdruck ist utopisch hoch oder total niedrig. Man hat einfach den täglichen Stand von den Patienten“.
Auch die Bedienung des Portals empfinden die Netzwerkstellen als einfach und selbsterklärend, und betonen, dass sie dank der Übersicht alle Daten der Patient:innen über mehrere Monate im Blick haben. Das habe auch Potential für die Anwendung auf andere Krankheitsbilder. Insgesamt sei das Telemonitoring über die Plattform für die Patient:innen ein „doppelter Boden mit Fallnetz“, da man ihnen nach der Entlassung aus dem stationären Aufenthalt mehr Sicherheit im Alltag bieten kann.
Positive Effekte bei Patientensicherheit und -empowerment
Hinsichtlich des Patienten-Empowerments gaben die befragten Patient:innen an, dass sie durch die Nutzung der Plattform mehr Motivation und Interesse am Umgang mit ihrer Erkrankung zeigen. „Die Plattform hat mir einiges gezeigt, was ich vorher nicht kannte, z.B. verschiedene Zusammenhänge und dass die Reduktion meiner blutdrucksenkenden Mittel darauf zurückzuführen ist“, beschreibt ein:e Teilnehmer:in. Einige Patient:innen heben hervor, dass die kontinuierliche Erfassung der Daten ihr Vertrauen in den eigenen Körper ausbaut, für Sicherheit sorgt und damit das Wohlbefinden steigert. „Man wird früher gewarnt, als man sich vielleicht eingestehen würde“ […] „wenn man immer wieder ein OK hört, dass die Daten alle in Ordnung sind, dann steigert sich das Sicherheitsgefühl“ bekräftigen weitere Patient:innen.
Neben diesen Punkten betonten die befragten Patient:innen den einfachen und niederschwelligen Aufbau der Telemedizinplattform als wichtiges Kriterium für ihre Zufriedenheit und Nutzung. Auch die Eintragung der Messwerte gestaltet sich selbsterklärend.
Gewünschte Funktionen zeitnah umgesetzt
Im Rahmen der Projektierung wurden zahlreiche Anforderungen aus dem Praxisalltag erfasst, die vom Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) (https://www.ztm.de/) umgesetzt wurden. So wurde ein Medikationsmodul, individuell einstellbare Alarmierungsbereiche für jede:n Patient:in und die Vereinfachung der Freigabe an niedergelassene Partner:innen noch zum Start kurzfristig realisiert.
Im Laufe des Projekts brachten einige der befragten Patient:innen den Wunsch nach einer Chat-Funktion ein, um Kleinigkeiten schnell und einfach klären zu können. Auch ein Lernmodul, das weitere Informationen zur Krankheit und dem Umgang mit dieser liefert, wurde von den Patient:innen nachgefragt. Als Ergänzung zu den objektivierbaren Messwerten wünschen sich die Teilnehmenden eine Videosprechstunde mit Kardiologen, die sie bei subjektiv empfundenen Verschlechterungen in Anspruch nehmen können. Diese Funktionen wurden im Rahmen der Projektierung implementiert und werden im nächsten Update im Oktober 2022 zur Verfügung gestellt.
Fazit
Den entscheidenden Vorteil sehen alle Befragten darin, dass sämtliche Beteiligte wie Ärzt:innen, Klinik aber auch Familie und Angehörige, Zugriff auf die Plattform haben, intensiver miteinander kommunizieren und dabei eine gemeinsame Sprache sprechen. Sie haben zur selben Zeit Einsicht auf die Patientenakte und nehmen dadurch gemeinsam Einfluss auf die Gesundheit des Erkrankten.
Projekthintergrund
Das Projekt sekTOR-HF (https://www.sektor-hf.de/) (Transsektorale bedarfsorientierte Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz und Entwicklung eines alternativen Vergütungsmodells) wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert.
Herzinsuffizienz ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland mit über 47.000 Verstorbenen pro Jahr. Die chronische Erkrankung ist mit sehr hohen Kosten verbunden und führt häufig zu einem Krankenhausaufenthalt. Um eine Verbesserung der Patientenversorgung zu erzielen, soll eine sektorenübergreifende Versorgung mithilfe der Telemedizin enger regional verzahnt und die Behandlungsprozesse gemeinsam von den betreuenden Arztpraxen und Krankenhäusern geplant werden. Eine faire Finanzierung soll dafür sorgen, dass alle Beteiligten ihre Expertise und Leistungen einbringen können. Hierfür wurde in den Regionen Rhön-Grabfeld und Marburg-Biedenkopf ein telemedizinisches Versorgungsmodell für Patienten mit Herzinsuffzienz etabliert und erprobt.
Das Projektkonsortium setzt sich wie folgt zusammen: Die Projektleitung verantwortet die RHÖN-KLINIKUM AG (https://www.rhoen-klinikum-ag.com/). Die Umsetzung erfolgt an ihren Klinikstandorten Bad Neustadt und Marburg. Als Kostenträger sind die AOK Bayern, AOK Hessen, DAK Gesundheit und Techniker Krankenkasse beteiligt. Die Arztpraxen werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) und dem hessischen Ärztenetzwerk PriMa e.g. eingebunden. Das Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) steht als unabhängige Dienstleistungsplattform für alle technischen Fragestellungen zur Verfügung. Für die Entwicklung und Bewertung alternativer Vergütungsmodelle werden das private Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH (inav) und das Institut für angewandte Gesundheitsforschung (InGef) eng mit den praktischen Leistungserbringern zusammenarbeiten. Die Evaluation des Projektes wird durch das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschafsforschung e.V. übernommen. Beteiligte Patientenselbsthilfegruppen und die Deutsche Herzstiftung stehen in Form eines Beirats als Berater zur Verfügung.
Pressekontakt:
RHÖN-KLINIKUM AG | Unternehmenskommunikation
Heike Ochmann | T. +49 9771 65-12130 | heike.ochmann@rhoen-klinikum-ag.com
RHÖN-KLINIKUM AG | Projektleitung sekTOR-HF
Lisa Müller | Lisa.Mueller@rhoen-klinikum-ag.com
Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) | Projektleitung sekTOR-HF
Anja Müller | anja.mueller@ztm.de
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